Einweihungsfeier Klinik Bad Reichenhall

von links:
Johann Vilsmeier Vorstandsvorsitzender der LVA
Staatsministerin Christa Stewens

von links:
kaufm. Direktor Werner Milek
Prof. Dr. Wolfgang Petro
Geschäftsführer der LVA Manfred Burmeister
Peter Weidenhammer, Architekt


Bayer. Staatszeitung vom 5. Dezember 2003, von bica

Der Mensch im Mittelpunkt
Klinik Bad Reichenhall wurde saniert und erweitert

Der Mensch steht im Mittelpunkt der Architektur - auf diesen Nenner könnte man die Firmenphilosophie des Münchner Architekturbüro Ambos und Weidenhammer bringen. Das Team aus Architekten und Innenarchitekten hat sich neben dem Bau von Kindergärten, Schulen und Museen im öffentlichen Bereich auch auf den Bau von Kliniken spezialisiert. Dabei versuchen sie, das Gebäude zur optimalen Geltung zu bringen und nicht den Akt der vollendeten Baumaßnahme in den Mittelpunkt zu stellen - so auch beim Umbau der Klinik in Bad Reichenhall. Besucher, Patienten und Beschäftigte sollen sich in dem Gebäude rundherum wohl fühlen und gar nicht erst bemerken, dass es soeben saniert und erweitert wurde. Um dies zu erreichen, planen die Architekten keine spektakulären Bauten, sondern legen ihren architektonischen Schwerpunkt auf die gestalterische und funktionale Qualität.

25,8 Millionen Euro

In einem der schönsten Flecken Bayerns, in Bad Reichenhall, werden Patienten mit Allergien, orthopädischen Problemen und Erkrankungen der Atmungsorgane behandelt. Das Planungsziel bestand darin, durch die Sanierung die medizinische Versorgung zu optimieren und gleichzeitig den Klinikcharakter so zu verändern, dass die Patienten das Gefühl bekommen, sich in einem Kurhotel aufzuhalten. Die Umbau- und Sanierungsarbeiten kosteten rund 25,8 Millionen Euro. Bereits in den 1950-er Jahren entstand unweit der österreichischen Grenze die Klinik. Bis 1994 wuchs die Anlage durch kontinuierliche Neu- und Umbaumaßnahmen auf eine Größe von 294 Betten an. Bereits 1999 wurde die Klinik sowohl technisch als auch gestalterisch generalüberholt. Schon frühzeitig hat die LVA-Klinik in Bad Reihenhall der Gefahr entgegengewirkt, als Klinik einer öffentlichen Einrichtung unterschätzt zu werden. Die Klinik hat es wohl in erster Linie ihrer sorgfältigen Personalpolitik zu verdanken, medizinisch weit über die bayerischen Grenzen hinaus bekannt zu sein. Doch auch vor dieser Einrichtung macht die angespannte Lage im Gesundheitswesen nicht Halt. Um auch weiterhin optimistisch in die Zukunft blicken zu können, unterzog sich das Haus zwischen 2001 und 2003 einer umfassenden technischen und gestalterischen Überarbeitung. Im Zuge eines Wettbewerbes entwickelten die Architekten ein Konzept, das den Bestandsbaukörper mit einer neuen Gymnastikhalle und einer großzügigen Eingangshalle ergänzt und für den Nutzer strukturiert und dadurch verständlicher macht. Die Baumaßnahmen bei der Klinik gliederten sich in zwei Teile. Bei der Generalsanierung bei laufendem Betrieb wurden folgende Bereiche saniert: die Patientenstation auf drei Ebenen, die Verwaltung und Diagnostik, die Bäderabteilung mit Einzeltherapien und Schwimmbad, die Speisesäle und der Küchentrakt, die Seminarbereiche und Sozialräume sowie alle Außenbereiche mit Klinikgarten. Die Eingangshalle wurde neu errichtet. Ebenso bauten die Architekten eine neue Gymnastikhalle, die direkt an den Therapiebereich im Klinikgarten angebunden ist. Im Zuge der Neubauten wurden auch die Verwaltung, das Schwimmbad und der Speisesaal neu errichtet. Da der Umbau unter laufendem Betrieb stattfand und die Patienten während der Bauzeit so wenig wie möglich belästigt werden sollten, unterteilten die Architekten ihre Arbeit in vier Bauabschnitte. Diese wurden so geplant, dass zu jeder Zeit ein ungehinderter Klinikbetrieb aufrecht erhalten werden konnte.

Private Atmosphäre

Der neue Dreh- und Angelpunkt der Klinik ist der neue lichtdurchflutete Eingangsbereich, der von den Patienten und Besuchern sehr gut angenommen wird. Von hier aus werden die einzelnen Klinikbereiche besser erschlossen. Getönte Scheiben, die übrigens nur von außen abgedunkelt wirken, unterstützen die private Atmosphäre. Sie verhindern neben der Hitzeeinstrahlung auch, dass unerwünschte Einblicke Gäste und Patienten stören. Dennoch findet ein Austausch mit der Öffentlichkeit statt - als Kommunikationsplattform dient hier die Sonnenterrasse. In einem weiteren Schritt wurde im gesamten Klinikbereich die Technik auf den neuesten Stand gebracht. In erster Linie waren neben den Verwaltungseinrichtungen in der Pflege von der Erneuerung auch die medizinischen Einrichtungen in Therapie und Diagnostik betroffen. So sind die Pflegebetten automatisch justierbar und auf allen Zimmern gibt es vollständige Versorgungseinheiten. Zudem wurden die Bäderabteilungen für Gruppen- und Einzelntherapie miteinander vernetz. Mit diesen Maßnahmen spielt die Klinik technisch gesehen in der ersten Liga. Um den Räumen den Charakter einer Klinik zu nehmen und ihnen eher den Flair eines Hotels zu verleihen, wurde die Innenarchitektur bewusst anregend aber dennoch zeitlos gehalten. Im Zuge der Neugestaltung der Räume führten die Architekten ein neues Leit- und Farbsystem ein, mit dem sich Besucher, Patienten und Angestellte in kürzester Zeit in den unterschiedlichen Bereichen orientieren können. Eine einheitliche Farbgebung führt erfahrungsgemäß eher zu Unübersichtlichkeit.

Unterschiede zeigen

Bei der letzten Generalsanierung und Erweiterung vor rund 25 Jahren versuchten die damaligen Architekten, die Gebäudeteile optisch zu vereinheitlichen. Doch diesmal war es das Entwurfziel der Münchner Architekten, die unterschiedlichen Erstellungszeiten auch sichtbar zu halten. So steht die Villa Morgenroth als Jugendstilkleinod aus der ersten Blütezeit des Kurwesens in Bad Reihenhall um die Jahrhundertwende neben den Häusern Staufen und Predigtstuhl sowie neben dem Haus Untersberg aus den 50-er und 80-er Jahren. Die Eingangshalle und die Turnhalle sind die moderne Ergänzung aus Glas. Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurde auch die medizinische Ausstattung auf den neuesten Stand gebracht. Mit der Erneuerung der Geräte und der Errichtung und Neuordnung von Erschließungs- und Aufenthaltsbereichen geht auch eine grundlegende Überarbeitung der gesamten Haustechnik einher – von der Heizung über Lüftung bis zum Wasser und Abwasser. Dabei stand der Gedanke der Nachhaltigkeit im Vordergrund. Es wurde ein optimales Verhältnis zwischen Investitions- und Betriebskosten ermittelt. Um die Klimatechnik im Krankenhaus auf ein Minimum zu reduzieren, wurden die Dächer der Anlage begrünt und bei der Auswahl der Glasscheiben besonders auf Nachhaltigkeit geachtet.


Bad Reichenhaller Tagblatt Freitag, 28. November 2003

Flaggschiff der medizinischen Betreuung
Sanierung der LVA Klinik abgeschlossen – Staatsministerin bei Einweihungsfeier

BAD REICHENHALL (si) – Zwei Jahre Umbauarbeiten in einer Klinik: Das bedeutet nicht nur für Patienten nervenaufreibende Zeiten, auch Ärzte und Personal sind froh, dass die Generalsanierung der Reichenhaller LVA Klinik (wir berichteten) jetzt abgeschlossen ist. 25,8 Millionen Euro hat die Landesversicherungsanstalt Niederbayern–Oberpfalz investiert, um die Facheinrichtung für Atemwegs– und Lungenerkrankungen in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Zahlreiche Festgäste hatten sich in der Wandelhalle eingefunden, um in illustrer Runde die Eröffnung der „neuen LVA Klinik“ zu feiern. Als Entree intonierte das Bläserensemble des Philharmonischen Orchesters Beethovens „ Ode an die Freude“. Den Anfang der Festredner machte der Vorstandvorsitzende der LVA Niederbayern-Oberpfalz, Johann Vilsmeier. Er betonte, dass die Verbindung zwischen der Versicherungsanstalt und der Stadt Bad Reichenhall seit fast 90 Jahren besteht. „ Niemand hätte vorhersagen können, was ein Schreiben der Sanatorium Bad Reichenhall GmbH vom März 1914 an die LVA auslösen würde „, so Vilsmeier. Damals hatte die Reichenhaller Gesellschaft der LVA angeboten, Patienten der Rentenversicherung zu behandeln und so entstand der Kontakt. Zudem hob der Vorstandsvorsitzende die gute, sachliche und wenn nötig auch kompromissbereite Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung hervor und sprach Bürgermeister Rudolf Schamberger seinen Dank dafür aus. Die bayerische Sozialministerin Christa Stewens überbrachte die Glückwünsche des Ministerpräsidenten Edmund Stoiber. Lobend hob sie die musikalischen Darbietungen hervor: „Das dezimierte Philharmonische Orchester sieht wie eine Sparmaßnahme der bayerischen Staatsregierung aus, doch die Klangqualität ist hervorragend“, bemerkte Christa Stewens mit einem Schmunzeln. Sie gratulierte der Landesversicherungsanstalt zur gelungenen Erweiterung und Modernisierung. „Sie stellen damit den Versicherten eine Einrichtung mit 269 Betten zur Verfügung, die noch günstigere Voraussetzungen für eine effiziente Rehabilitation erwarten lässt. Der ohnehin schon über die bayerische Landesgrenze hinausreichende sehr gute Ruf der Klinik wird dadurch noch weiter gefestigt“. Stewens ist fest davon überzeugt, dass künftig auch gesteigerte Reha- Erfolge für jeden einzelnen Patienten erzielt werden können.
Manfred Burmeister, Geschäftsführer der LVA Niederbayern-Oberpfalz, fand unter anderem lobende Worte zur Planung der Maßnahme, die sich auf etwa 900 Tage erstreckte und in deren Verlauf „so viele Papiere gefertigt wurden, dass damit exakt ein Fußballfeld hätte bedeckt werden können“. Sein Dank galt auch den 55 ausführenden Firmen, weil der Bau verletzungsfrei über die Bühne ging sowie den beteiligten Architektur- und Ingenieurbüros. Burmeister zeigte sich erfreut über das Verständnis das von Patienten und Mitarbeitern während der Bauphase aufgebracht wurde. „Auch der medizinische Direktor, Prof. Petro, hat bis zur Vollendung durchgehalten und befindet sich immer noch in einem durchaus vorzeigbaren Zustand“, bemerkte Burmeister scherzhaft. Rudolf Schamberger sprach in Vertretung des Oberbürgermeisters Wolfgang Heitmeier von der Einweihung als „Tag der Freude“, nicht nur für die Klinik, sondern auch für die Stadt. Er betonte, dass sich der Gesundheitsmarkt in Reichenhall etwa vor zehn Jahren von einem stillen Meer in eine rauschende See verwandelt hat. „Wir haben mit der LVA Klinik im Bereich der medizinischen Kompetenz ein hervorragendes Flaggschiff, das im Wettbewerb bis jetzt gut besteht. Die Stadtverwaltung strebt Bemühungen an, den Faktor Wellness in Bad Reichenhall anzusiedeln. Hierzu bedarf es gewisser Facheinrichtungen, zu der die LVA Klinik gehört“. In Vertretung der Patienten trat Klaus Höhne auf das Podium. Mit einem rührigen Gedicht bedankte er sich bei den Ärzten und Mitarbeitern für die Aufmerksamkeit, die Hilfsbereitschaft und die zuvorkommende Behandlung in der Klinik. Im Anschluss übernahm Architekt Peter Weidenhammer die offizielle Übergabe des Hauses, indem er dem medizinischen Direktor Prof. Dr. Wolfgang Petro und dem kaufmännischen Direktor Werner Milek symbolisch einen goldenen Schlüssel überreichte. Die kirchliche Weihe der Einrichtung fand abschließend im Foyer der Klinik statt. Pfarrer Helmut Bauer und Pfarrer Hans Bredull spendeten gemeinsam den geistlichen Segen. Die Gäste hatten dann die Möglichkeit, bei einer Führung den Erweiterungs- und Neubau zu besichtigen.