Filmmuseum MünchenPressekonferenz zur Eröffnung Podium von links: Münchner Abendzeitung vom 10.03.2003 von Rainer-R. Seipel
Der Vorhang geht auf Fünf Monate lang gab's nichts zu sehen außer Bauarbeiten, aber jetzt ist wieder Programm im Filmmuseum am St.-Jakobs-Platz: der erste Bauabschnitt der Sanierung des Hauses ist fertig gestellt. Heute um 19 Uhr geht der Vorhang wieder auf: Mit Jacques Tatis "playtime" wird die Wiedereröffnung des Kinos gefeiert, das übrigens heuer im November sein 40-jähriges Jubiläum feiert. Neu ist im 165-Plätze-Kino neben der über Spenden finanzierten Bestuhlung, deren Rot sich an den Wänden wiederholt, vor allem die verbesserte Akustik, eine Leinwand, die allen Formaten angepasst werden kann, eine Elektronik für Untertitelung, eine Schwerhörigen-Anlage und eine für Saal-Mikrofone. Im ebenfalls neu gestalteten Eingangsbereich sind jetzt Schaukästen für Ausstellungen (zurzeit über F.W.Murnau). 1,1 Millionen von insgesamt 1,65 Millionen Euro aus der Stadtkasse sind damit ausgegeben, der Rest wird in den Verwaltungsbereich und das neue, mit einem Kühlsystem versehene Filmlager gesteckt. Im Mai dieses Jahres ist dann alles abgeschlossen. Natürlich muss auch das Filmmuseum auf die Haushaltssperre des Kulturreferats reagieren (die Sanierung war davon unabhängig). Um die zehn Prozent müssen eingespart werden. Das löst man, indem man an den Veranstaltungs-Etat rangeht. Claudia Engelhardt, stellvertretende Leiterin des Museums: „Schweren Herzens haben wir uns dazu entschlossen, montags spielfrei zu sein und die Nachtvorstellungen am Freitag und Samstag zu streichen. Aber es ist uns lieber, das Niveau halten zu können." So werden eben zum Beispiel Verleihgebühren eingespart. Auf dem Programm des Filmmuseum-Kinos stehen bis 19. April vorwiegend eine F.W.-Murnau- und eine Oskar- Werner-Reihe, dazu und im Anschluss kommen zum Beispiel Architektur-filmtage (4. bis 6. April), eine Michelangelo-Antonioni und Charley-Chase-Reihe, vom 3. bis zum 10. Mai findet das Internationale Dokumentarfilmfestival statt, und beim Münchner Filmfest (28. Juni bis 5. Juli) gibt es die Retrospektive „München im Film". Vorstellungen sind donnerstags um 19 Uhr, an den anderen Tagen 18.30 und 21 Uhr, montags ist wie gesagt spielfrei. Die Karten kosten 4 Euro, man kann sie bis zu vier Wochen im Voraus telefonisch bestellen (Tel. 089-23324150) "in München" vom 06.03.2003 Alles neu im FilmmuseumSueddeutsche Zeitung vom 28.02.2003 von Jochen Temsch
Gelungene Vorstellung Pünktlich zum geplanten Termin und innerhalb des veranschlagten Kostenrahmens ist die Auffrischung des Kinos im Untergeschoss des Münchner Stadtmuseums beendet worden. Entsprechend stolz strahlten Kulturreferentin Lydia Hartl, Baureferent Horst Haffner, Filmmuseumsleiter Stefan Drößler und Architekt Hellmut Ambos gestern im Kinosaal um die Wette, als sie die Neuerungen der Öffentlichkeit vorstellten. Ein etwas blasses Strahlen zwar noch, in etwa so wie bei Vollmond, weil die Lichtfarbe im Raum noch richtig abgestimmt werden muss. Aber bis zur Wiederaufnahme der Vorführungen am Freitag, 7. März, und zur offiziellen Eröffnung am Montag darauf soll auch das noch gerichtet werden. 1,1 Millionen Euro hat es gekostet, das Filmmuseum innerhalb von vier Monaten Bauzeit auf einen modernen technischen Stand zu bringen, sicherer zu machen – und sichtbarer. Bislang präsentierte sich die weltberühmte Institution unauffällig als Kellerkind in dem vom Stadtcafé dominierten Gebäude. Lichtpunkte weisen dem Kinobesucher nun den Weg, das im Dunkelrot der Kinosessel gestrichene Untergeschoss und Ausstellungs-Kästen mit Informationen und Szenenfotos stimmen auf den Filmgenuss ein. Der wird durch neue Technik erhöht: zum Beispiel die verbesserte Akustik, eine Leinwand, die sich den verschiedenen Bildformaten anpassen lässt, digitale Ton-, Projektions- und Schnittgeräte sowie eine Schwerhörigen- und Saalmikrofonanlage. Eine neue Klimatisierungstechnik schützt die mehr als 4000 einmaligen Filme des Bestandes vor finalem Rotstich und Ausbleichen. In einem zweiten Bauabschnitt werden nun bis Juli die Büros und die Bibliothek umgestaltet. Für einen würdigen Rahmen zur bald anstehenden Feier des 40-jährigen Bestehens des Filmmuseums scheint gesorgt. Trotzdem: Ein Schatten bleibt auf dieser Vorstellung gelungener Sanierungspolitik. Wegen klammer Kulturhaushalts-Kassen bleibt das Kino montags geschlossen. Auch die beliebten, experimentierfreudigen Spätvorstellungen am Wochenende sind gestrichen. Dafür wird das Programm für den Donnerstag künftig unter dem Titel „Open Scene“ kurzfristig und mit inhaltlichem Bezug zum aktuellen Tagesgeschehen geplant. Stefan Drößler nimmt den bitteren Nicht-Kinotag als Herausforderung: „Wir werden die Situation kreativ nutzen“, sagt er. Fortsetzung folgt. Süddeutsche Zeitung vom 27.02.2003 von Bernhard Lohr
Mehr Glanz im Keller Das Münchner Filmmuseum startet nach vier Monaten Renovierungs-Pause mit einer Oskar-Werner-Retrospektive: Am 7.März läuft als erster Film „Der Engel mit der Posaune“. Das neue Filmmuseum: bequemere Sessel, eine verbesserte Akustik, eine Leinwand, die sich den verschiedenen Bildformaten anpassen lässt, digitale Ton-, Projektions- und Schnittgeräte sowie eine Schwerhörigen- und Saalmikrofonanlage (Ambos +Weidenhammer Architekten). Mit den Kinosesseln hat es begonnen Der Weg ins Kino war bisher schwer zu finden Das Filmmuseum bleibt montags geschlossen. Nach dem Umbau beginnt auch inhaltlich eine neue Zeit im Filmmuseum. In den Schaukästen vor dem Kinosaal sollen wechselnde Ausstellungen zu sehen sein. Im März und im April werden Fotos aus Filmen von Friedrich Wilhelm Murnau gezeigt. Künftig werde das Programm langfristig geplant, heißt es. Die Programmhefte sollen drei bis vier Monate abdecken. Die Zahl der Vorführungen werde etwas reduziert. Montags bleibt das Kino gechlossen. Der Donnerstag ist als "Open Scene" für aktuelle Sonderveranstaltungen reserviert, die kurzfristig angesetzt werden. Damit ließen sich Einsparungen erzielen, heißt es von der Leitung des Filmmuseums. Bereits jetzt ließen sich weitere Kürzungen im Etat absehen. Mit den verschiedenen Maßnahmen solle auf diese Situation reagiert werden. "Die Arbeit an der Erneuerung des Filmmuseums geht weiter, die Baumaßnahmen sind ein erster, wichtiger Schritt gewesen." Im November 2003 wird das Filmmuseum 40 Jahre alt. Es ist das älteste kommunale Kino in Deutschland. Zum Jubiläum kündigt das Kino ein "ausführliches Programm" als Rückschau auf die eigene Geschichte an. Münchner Abendzeitung vom 20.2.2003 von Inge Kutter
Ein "Cinema Paradiso" für München Noch baumeln weisse Kabel von der Decke, und wehe dem, der das "Frisch gestrichen"-Schild übersieht! Aber bis zur Eröffnungsfeier am 10. März ist auch die graue Farbe am Treppengeländer getrocknet, und dann wird das Filmmuseum in neuem-alten Glanz erstrahlen."Vielen Besuchern wird die Kino-Sanierung kaum auffallen", vermutet Museumsleiter Stefan Drößler, ,,denn wir haben den puristischen Charakter des Saals beibehalten." Also schwarze Wände, allerdings mit neuer Bespannung, da die Teppich-oberflache den Brandschutzbestimmungen nicht genügte. Der zerschlissene Teppich wird ausgewechselt, der Sternenhimmel an der Decke leuchtet dank Leitfasertechnik heller als zuvor: "Bisher fielen einzelne Glühbirnen aus, da es immer sehr riskant war, diese in fünf Metern Höhe mit freistehenden Leitern auszuwechseln", sagt Stefan Droßler. Der Cineast schwärmt von den technischen Neuerungen, für die insgesamt 600.000 Euro ausgegeben wurden: Dolby-Digital-Ton, sechs Lautsprecher-Kanale, festinstallierte Einsprechanlage. "Die Seitenvorhänge lassen sich azentrisch steuern und so optimal auf alte Filrnkopien einstellen", erklart Drößler. ,,Auch bei Stummfilmen wird jetzt oben und unten nichts mehr vom Bild abgeschnitten."Neu ist auch ein Computersystem, mit dem selbst erstellte Untertitel eingeblendet werden können. Aber zurück zu dem, was man sieht. Das ist nicht nur die bordeauxrote Farbe, mit der die Maler - passend zu den Sesseln - die Wande im Vorraum streichen. ,,Wir wollen das Kino insgesamt präsenter machen". erläutert Architekt Hellmut Ambos vom Architekturbüro Ambos und Weidenhammer sein Konzept und weist auf die Decken-Strahler, die Lichtpunkte auf den Parkettboden werfen sollen: "Durch eine Leuchtspur wird der Besucher die Treppe hinuntergeleitet, von der Kasse in den Kinosaal." Dieser Grund zur Heiterkeit wird künftig entfallen. denn die Verwaltung zieht um, die Treppe hinauf. Aus dem senffarbenen Erdgeschoss in den zitronengelben ersten Stock. "Vom Untergeschoss zum ersten Stock hellen sich die Farben auf", erläutert Bauleiterin Susanne Strunz das Gestaltungskonzept. Neu sind auch die indirekt beleuchteten Glasvitrinen vor dem Kinosaal. "Jetzt können wir endlich Ausstellungen zu Filmreihen prasentieren, die uns schon oft angeboten worden sind. die wir aber immer ablehnen mussten", erläutert Drößler. Er hatte einen sehr engen Zeitplan von vier Monaten fur die Sanierung festgelegt, der aber eingehalten werden konnte. "Die Bausubstanz stammt ja aus den 70er Jahren", sagt Uwe Kürschner vom Baureferat. "Aber da gab es keine unangenehmen Überraschungen." Auch der Etat von 1,6 Millionen Euro, mit denen der Stadrrat den Umbau finanziert hat, wurde eingehalten. ,,Alles wurde professionell vorbereitet, die Zusammenarbeit mit den Architekten lief reibungslos, und die Filmmuseum-Verantwortlichen wussten genau, was sie wollten", so Kürschner in seinem Fazit. Ein Wölkchen trübt allerdings die gute Nachrichtenlage: Einen Abend pro Woche muss das Münchner Filmmuseum geschlossen bleiben. "Irgendwo machen sich die Kürzungen im Haushalt eben bemerkbar", bedauert Claudia Fngelhardt. Dafür wird zweifellos das Kinoerlebnis der restlichen Tage merklich an Qualität gewinnen. Süddeutsche Zeitung vom 28.12.2001 von Christoph Wiedemann
Ruhelager der Geschichte Das Münchner Stadtmuseum - eine allumfassende Raritätensammlung mit
Filmvorführraum? (dpa )
Was will dieses Museum? Begeisterung der Münchner hielt sich in Grenzen. Kein Wunder, betrachtet man die Gründungsgeschichte des Hauses. So richtig begeistert von ihrem Stadtmuseum scheinen die Münchner eigentlich nie gewesen zu sein. Verkürzt gesagt, verdankt es seine Existenz im ehemaligen spätgotischen Zeughaus am St.-Jakobsplatz einer Aneinanderreihung unvermeidlicher Zufälle. Ursprünglich war dort die längst veraltete Ausrüstung der Bürgerwehr gelagert. Daran erinnerte sich die aufgebrachte Bürgerschaft im Revolutionsjahr 1848 und stürmte das städtische Arsenal. Aber nur um die verrosteten Schwerter, Harnische und Hellebarden am Tag darauf wieder vollzählig und sogar bereichert um ein Haurapier und eine Mistgabel zurückzubringen. Erst von diesem Zeitpunkt an trug man sich ernsthaft mit dem Gedanken, ein Museum zu gründen. Freilich, man scheute die Kosten. Lieber gab man deshalb die alten Waffen und andere Zeugnisse der Stadtgeschichte an das Bayerische Nationalmuseum und damit aus der Hand. Dynamik bekamen die Pläne erst wieder, als 1876 der Münchner Kunsthändler Joseph Maillinger eine 30.000 Grafiken umfassende Sammlung alter Stadtansichten dem Magistrat billig zum Kauf anbot. Diese Blätter bilden bis heute, wohl verwahrt in Mappen, den Grundstock des 1888 endlich eröffneten Stadtmuseums. Alles, was seitdem hinzukam, verdankt es ausschließlich der Spendenfreudigkeit und dem Bürgersinn reicher Patrizierfamilien. Das erklärt Fülle und Vielfalt der Sammlungen. Viele Probleme, keine Lösungsmodelle Nur fünf Prozent der Bestände können gezeigt werden, der Rest ruht in Depots. Unverständlich bleibt die relative Taten- und Konzeptlosigkeit der Museumsleitung. Seit Jahren stehen die frei geräumten Säle der Stadtteilbibliothek am Oberanger verwendungslos leer. Demnächst muss der gesamte Gebäudekomplex renoviert werden. In direkter Nachbarschaft soll 2005 das Jüdische Museum entstehen. Film- und Fotomuseum sprengen mit ihren Aktivitäten den Etat von bislang 14,5 Millionen Mark im Jahr. Ein Bündel von Problemen. Echte Zukunftspläne jedoch scheint es nicht zu geben. |